Nebensätze

Nebensätze
sind Teilsätze, die von anderen Teilsätzen
oder auch einzelnen Wörtern abhängig sind;
Nebensätze
sind diesen Teilsätzen/Wörtern untergeordnet. Die
übergeordneten
Teilsätze können Hauptsätze sein. Dann ist
ein Nebensatz
1. Grades vorhanden. Die übergeordneten Teilsätze
können
aber auch wieder Nebensätze sein. Dann ist der zuletzt
abhängige Nebensatz ein Nebensatz höherer Ordnung
(2., 3. 4.
... Grades, je nachdem, wie viele Nebensätze schon vorausgehen
resp. höher gestellt sind).
Ein Nebensatz hat - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - die
Auffälligkeit, dass das konjugierte
Verb oder der Kern
einer
infiniten Wortgruppe (bei einer satzwertigen Partizip-
oder Infinitivgruppe) am
Schluss des Teilsatzes
steht. (In einem Hauptsatz steht das konjugierte Verb nur am Schluss,
wenn der Satz allein aus dem Prädikat/verbalen Teil und einem
obligatorischen Satzglied besteht; der Hauptsatz ist dann aber im
Unterschied zum Nebensatz selbständig: Ich singe. Geh! Bei
den Hauptsätzen kann man zudem ohne Probleme nicht
obligatorische
Satzglieder aufführen, die dann hinter das konjugierte Verb zu
liegen kommen, das ist beim Nebensatz nicht der Fall, dort liegen die
nicht obligatorischen Satzglieder vor dem Verb.
Hauptsätze: Ich
singe
heute Abend in der Karaoke-Bar. Geh endlich nach
Hause! Nebensatz: Ich bin aufgeregt, weil ich singe. -> Ich bin aufgeregt,
weil ich heute
Abend in der Karaoke-Bar singe.)
Beispiele Nebensätze:
- Ich weiss nicht, wer gestern bei unseren Nachbarn war. (Nebensatz 1. Grades abhängig von Hauptsatz; konjugiertes Verb am Schluss)
- Das Kind, das auf der Strasse spielt, trägt ein hübsches Kleid. (Nebensatz 1. Grades abhängig von einem Wort ("Kind"); konjugiertes Verb am Schluss)
- Ich gehe in die Stadt, weil ich dort meinen Freund treffe (Nebensatz 1. Grades), den ich schon zwei Tage nicht mehr gesehen habe (Nebensatz 2. Grades). (Der Nebensatz 1. Grades ist vom Hauptsatz "Ich gehe in die Stadt" abhängig. Der Nebensatz 2. Grades ist vom Nebensatz 1. Grades reps. von einem Wort aus dem Nebensatz 1. Grades (= Freund) abhängig.)
- Ich komme, um dich zu trösten. (Satzwertige Infinitivgruppe, die nebensatzwertig ist; der Kern der infiniten Verbgruppe steht am Schluss.)
Nebensätze kann man unterschiedlich benennen. Es gibt drei Möglichkeiten, die Nebensätze zu bezeichnen:
1. nach ihrer Form
2. nach ihrer Funktion
3. nach ihrer inhaltlichen Beziehung zum übergeordneten Satz.
1. Formale Bestimmung der Nebensätze
Bei der formalen Bezeichnung der Nebensätze spielt zum einen die Nebensatzeinleitung eine Rolle, zum anderen das Vorhandensein oder das Fehlen der Personalform. Man unterscheidet folgende Nebensatzarten aufgrund ihrer Form:
- Konjunktional(neben)satz:
Ein Konjunktional(neben)satz wird durch eine unterordnende Konjunktion
eingeleitet.
Beispiel: Ich gehe in die Badi, obwohl es regnet. - Pronominal(neben)satz:
Ein Pronominal(neben)satz wird durch ein Relativpronomen oder
ein
entsprechendes Adverb (Pronominaladverb), ein Interrogativpronomen oder
ein entsprechendes Adverb eingeleitet.
Beispiel: Die Musik, die du hörst, gefällt mir sehr. (mit Relativpronomen eingeleitet)
Etwas, womit die Sportler spielen können, lässt sich in der Not finden. (mit Pronominaladverb eingeleitet)
Ich möchte wissen, was du gestern gemacht hast. (mit Interrogativpronomen eingeleitet)
Wo Rauch ist, ist auch Feuer. (mit Frageadverb eingeleitet) - uneingeleiteter
Nebensatz:
Der Nebensatz wird nicht durch ein Pronomen oder das entsprechende
Adverb und auch nicht durch eine Konjunktion eingeleitet.
Uneingeleitete Nebensätze bilden in dem Sinn eine Ausnahme bei
den
Nebensätzen, als hier das finite (= konjugierte) Verb nicht am Schluss des
Teilsatzes steht.
Beispiel: Hättest du besser aufgepasst, wäre dir das nicht geschehen. (Der Nebensatz ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, weil das konjugierte Verb nicht am Schluss steht. Dass der erste Satz ein Nebensatz ist, erkennt man, wenn man den Satz durch eine Konjunktion ergänzt, das ist beim zweiten Teilsatz nicht möglich: Wenn du besser aufgepasst hättest, wäre dir das nicht geschehen. Inhaltlich unmöglich: Hättest du besser aufgepasst, *wenn dir das nicht geschehen wäre.) - satzwertige
Infinitivgruppe:
Es gibt satzwertige Fügungen, die im Kern ein Verb im
Infinitiv
enthalten und sich wie Nebensätze verhalten; bei ihnen ist der
Infinitiv auch am Ende des Teilsatzes platziert (wie dies
üblicherweise beim Nebensatz für das konjugierte Verb
der
Fall ist). Hier werden diese satzwertigen Fügungen zu den
Nebensätzen gezählt.
Beispiel: Ich komme an den Bahnhof, um dich von deiner Reise abzuholen. (Kern des Teilsatzes/Nebensatzes ist ein Verb im Infinitv) - satzwertige
Partizipgruppe:
Es gibt satzwertige Fügungen, die im Kern ein Verb im Partizip
I
oder II
enthalten und sich wie Nebensätze verhalten; bei ihnen ist das
Partizip I oder II auch am Ende des Teilsatzes platziert (wie dies
üblicherweise
beim Nebensatz für das konjugierte Verb der Fall ist). Hier
werden
diese satzwertigen Fügungen zu den Nebensätzen
gezählt.
Beispiel: Vom Erfolg in den vergangenen Jahren geblendet, wurde er arrogant. (Kern der satzwertigen Fügung/desNebensatzes ist ein Verb im Partizip II)
Eine grosse Sporttasche tragend, ging er aus dem Haus. (Kern der satzwertigen Fügung/desNebensatzes ist ein Verb im Partizip I)
Bei der funktionalen Bezeichnung der Nebensätze geht man von der Beobachtung aus, dass die meisten Nebensätze sich zum übergeordneten Teilsatz wie Satzglieder (vgl. >>) oder Gliedteile (vgl. >>) verhalten. So unterscheidet man folgende Arten von Nebensätzen aufgrund der Funktion:
- Subjektsatz:
Der Nebensatz nimmt die Stelle eines Subjekts (vgl. >>)
im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. (Anstelle des Subjekts "Er (fällt selbst hinein.)" steht der Nebensatz: Wer andern eine Grube gräbt.) - Objektsatz: Der
Nebensatz nimmt die Stelle eines Objekts (vgl. >>)
im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Ich verkaufe, was ich nicht mehr brauche. (Anstelle des Objekts "(Ich verkaufe) das." steht der Nebensatz: ... was ich nicht mehr brauche.) - Prädikativsatz: Der
Nebensatz nimmt die Stelle eines Prädikativs (vgl. >>)
im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Jonathan ist, was er schon immer werden wollte. (Anstelle des Prädiaktivs "(Jonathan ist) Maurer." steht der Nebensatz: ... was er schon immer werden wollte.) - Adverbialsatz: Der
Nebensatz nimmt die Stelle einer Adverbiale (vgl. >>)
im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Wo heute ein Parkplatz ist, lag früher eine Wiese. (Anstelle der Adverbiale "Dort/An der Stelle (lag früher eine Wiese.)" steht der Nebensatz: Wo heute ein Parkplatz ist.) - Attributsatz: Der Nebensatz
nimmt die Stelle eines Attributs (vgl. >>)
im übergeordneten Satz ein.
Beispiel: Hunde, die bellen, beissen nicht. (Anstelle des Attributs/des attributiv verwendeten Partizips "Bellende (Hunde beissen nicht)" steht der Nebensatz: ... die beissen.)
Bei der inhaltlichen Bezeichnung der Nebensätze fragt man sich, in was für einem Verhältnis der Nebensatz zum übergeordneten Teilsatz steht. Folgende inhaltichen Verhältnisse sind feststellbar
- Kausalsätze:
Der Nebensatz
gibt einen Grund/ eine Ursache
an. Typische
Konjunktionen sind: da, weil.
Beispiel: Du bist krank, weil du gesten über die Stränge geschlagen hast. - Konditionalsätze:
Der Nebensatz
gibt eine Bedingung/Voraussetzung
an. Typische
Konjunktionen sind: wenn, falls, sofern.
Beispiel: Wir gehen wandern, wenn es nicht regnet. - Finalsätze:
Der Nebensatz
gibt einen Zweck, eine Absicht,
Eignung an. Typische
Konjunktionen sind: damit, dass, auf dass, um … zu.
Beispiel: Ich gehe nach Hause, damit mein Freund sich nicht über das lange Ausbleiben beklagen kann. - Konsekutivsätze:
Der Nebensatz
gibt eine Folge/Wirkung an. Typische
Konjunktionen sind: dass, so … dass, sodass, als dass.
Beispiel: Der Erfolg war so gross, dass er von seiner künstlerischen Tätigkeit leben konnte. - Konzessivsätze:
Der Nebensatz
gibt eine Einschränkung,
einen unzureichenden Gegengrund an. Typische
Konjunktionensind: obwohl, obschon, obzwar, wenn auch, selbst wenn,
sogar wenn.
Beispiel: Sie gingen auf die Wanderung, obwohl es regnete. - Adversativsätze:
Der Nebensatz
gibt einen Gegensatz an. Typische
Konjunktionen sind:
statt zu,
anstatt, statt dass, ausser
wenn, während, ausser dass.
Beispiel: Du machst Pause, statt dass du dich um die dringende Arbeit kümmerst. - Temporalsätze:
Der Nebensatz
gibt einen Zeitpunkt,
eine Zeitdauer an. Typische
Konjunktionen sind: nachdem, seit, seitdem, ehe, bevor, solange,
während.
Beispiel: Sie ist glücklich, nachdem sie ihr Ziel erreicht hat.
Man unterscheidet:- Vorzeitige Temporalsätze. Die typische Konjunktion zu Beginn des vorzeitigen Temporalsatzes ist nachdem. Doch auch die Konjunktionen als, seit, seitdem, sobald, sowie und wenn können vorzeitige Temporalsätze einleiten.
Beispiel: Sobald er die Jacke ausgezogen hatte, stürmten seine Kinder auf ihn zu. → Die Handlung im Nebensatz (er zieht die Jacke aus) geschieht vor der Handlung im Hauptsatz (seine Kinder stürmen auf ihn zu).
- Nachzeitige Temporalsätze. Typische Konjunktionen sind bevor und ehe. Zudem kann auch bis einen nachzeitigen Temporalsatz einleiten.
Beispiel: Ehe du wieder zu maulen beginnst, verlasse ich lieber den Raum. → Die Handlung im Nebensatz (du beginnst wieder zu maulen) wird nach der Handlung im Hauptsatz geschehen (ich verlasse lieber den Raum). - Gleichzeitige Temporalsätze. Typische Konjunktionen sind während, solange, sobald, sooft, als, wie, wenn und indes.
Beispiel: Während ich koche, sitzt meine Freundin bequem vor dem Fernseher. → Die Handlung im Nebensatz (ich koche) läuft parallel zur Handlung im Hauptsatz (meine Freundin sitzt bequem vor dem Fernseher).
- Vorzeitige Temporalsätze. Die typische Konjunktion zu Beginn des vorzeitigen Temporalsatzes ist nachdem. Doch auch die Konjunktionen als, seit, seitdem, sobald, sowie und wenn können vorzeitige Temporalsätze einleiten.
- Modalsätze:
Der Nebensatz
beschreibt einen Umstand. Typische
Konjunktionen sind: wie, wie wenn, indem, dadurch dass.
Beispiel: Er verhält sich, wie wenn er im Lotto gewonnen hätte. - Formen der Redeanführung:
Der Nebensatz enthält eine indirekte
Rede oder eine
indirekte Frage (im Gegensatz zur direkten Rede, Frage).
Beispiel: Sie sagte, sie könne morgen kommen. (indirekte Rede; da ein uneingeleiteter Nebensatz vorhanden ist, steht das konjugierte Verb ausnahmsweise nicht am Schluss des Teilsatzes)
Sie fragten, wann sie die Prüfungsergebnisse erfahren würden (indirekte Frage, kombiniert mit indirekter Rede).

Schülerduden Grammatik (2010). Die Schulgrammatik zum Nachschlagen, Lernen und Üben. 6., neu bearb. und aktualisierte Aufl. Hrsg. von der Dudenredaktion. Bearbeitet von Peter Gallmann, Maria Geipel und Anna Wagner. Mannheim u. a.: Dudenverlag.
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